Nachdem er Irland für Berlin verlassen hat, Berlin dann für Hamburg und Hamburg schließlich für London, hat Nathan Johnston alias Sion Hill seine musikalische Farbpalette behutsam neu gemischt. Schon wieder. Während der Weltenbummler auf seinem hochgelobten 2017-er Debüt „Elephant“ noch in ein kaleidoskopisches Soul-Pop-Wunderland führte, das überaus bequem zwischen einem ganzen Raum voller Stühle saß, manifestiert sich die Beziehung zu seiner neuen Heimat jetzt in seiner Single „Speak Up“. Aufmunternd, optimistisch und kathartisch singt Sion Hill davon, dass es okay ist, nicht gut drauf zu sein. Und kehrt gleichzeitig zu seiner Quelle zurück. Drei Jahre, nachdem er bei den Hamburger Indie-Connaisseuren Clouds Hill unterzeichnete, nachdem er mit Pete Doherty, a-ha oder Alice Merton durch Europa tourte, ist das „größte Talent seit Jeff Buckley“ (Irish Times) in seiner neuen Zufluchtsstätte angekommen. In einem musikalischen Schutzraum, in dem er genau der Mensch sein kann, der er sein will. Beseelt, dringlich, seinem undurchschaubaren Netz aus Pop, Folk, Soul, Gospel und Rock‘n‘Roll zu jeder Zeit treu ergeben und zugleich ausgerüstet mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit, die an die Anfänge des musikalischen Narrativs erinnert: Mit nur 25 hat das irische Wunderkind, das in Sweeney‘s Bar im musikalischen Herzen Dublins entdeckt wurde, schon einen langen Weg hinter sich gebracht. Einen langen Weg, der ihn jetzt tatsächlich zu seinen Wurzeln zurückgeführt hat: Ein Junge mit einer Gitarre und einer außergewöhnlichen Stimme, das Herz auf der Zunge, begleitet von einer bittersüßen Geige. Sion Hill, dieses wandernde Soul-Pop-Phänomen, zeigt hier mutig und selbstbewusst eine neue Seite seiner künstlerischen Persönlichkeit – und rückt seine erste große Liebe ins Rampenlicht: Folkige Singer/Songwriter-Trouvaillen. Geschrieben in London, einer Stadt, „in der du dich einsam fühlen kannst, obwohl sie voller Menschen ist“, ist „Speak Up“ die ermutigende Hymne für ein neues Self-Care-Zeitalter. Eine fast schon frech eingängige Nummer, die uns ermutigt, unserer Umwelt mitzuteilen, wie es uns wahrhaftig geht. „Es ging mir nicht gut, als ich diesen Song schrieb“, sagt er, „aber es fühlt sich fantastisch an, ihn zu spielen.“ Es ist nur der Anfang in einem aufregenden neuen Kapitel für Sion Hill: Derzeit arbeitet er an einem brandneuen Studioalbum, nimmt die neue Stücke zwischen Liverpool und Hamburg auf. Und wir müssen jetzt wohl nicht extra erwähnen, woher wir diese besondere Achse noch kennen...

Björn Springorum